Dienstag, 26. April 2011

Buch des Lebens

Mein Leben.
Es ist wie ein Buch, das ich in den Händen halte.

Das vergangene Kapitel. 
Ich zittere, wenn ich es aufschlage. 
Denn es ist nicht irgendeine Geschichte, die dort geschrieben steht.
Es ist unsere Geschichte. 
Und nun sind wir angekommen. Auf der letzten Seite.
Und blicken dem Ende entgegen.  

Unsere Geschichte. Keine gewöhnliche Geschichte. 


So packend, so mitreißend. 
So liebevoll und herzlos zugleich.


Unsere Geschichte. Keine humorvolle Geschichte.
So düster, so tränenreich.
So verzweifelt und hoffnungsvoll zugleich.

Unsere Geschichte. Keine schöne Geschichte.
So aussichtslos, so gleichgültig.
So sehnsüchtig und abwehrend zugleich.

Unsere Geschichte. 
Unser Kapitel.
Unsere Vergangenheit.

Wir sind am Ende.

Am liebsten würde ich die Seiten herausreißen.
Und vergessen.
Die letzten Stunden.
Die letzten Minuten.
Die letzten Momente.


Doch sie ist bereits geschrieben, unsere Geschichte.
In dem Buch meines Lebens, dessen Seiten sich nicht korrigieren lassen.


Aber dann sind da auch noch die Seiten, die das Leben jetzt schreibt. 
In dieser Stunde. 
In dieser Minute.
In diesem Moment.
Es zeigt mir, dass die Vergangenheit vorüber ist. 
Es zeigt mir, dass ich in der Lage sein werde, zu vergessen.
Und abzuschließen. 
Mit jenem düsteren Kapitel, das sich Vergangenheit nennt.

Ich möchte umschlagen. Ich möchte nicht zurückschauen. 


Er ist weg.
Doch du bist hier. 
Bei mir. 
Wir gehören zusammen und wollen zusammen bleiben.
Das ist das Einzige, was zählt. 
In dieser Stunde.
In dieser Minute.
In diesem Moment.

Hoffnungsvoll schaue ich nun auf die Seiten, die vor mir liegen.
Unbeschrieben und leer.
Bereit gefüllt zu werden.
Mit neuen Geschichten.
Mit neuen Kapiteln.
Mit neuer Liebe.

Denn wir sind nicht am Ende.

Wir sind nur am Ende eines Kapitels.
Während wir bereits ein Neues beginnen.
Denn es hört nie auf zu erzählen, das Buch des Lebens.
Und es führt dich weiter.


Zu neuen Stunden.
Zu neuen Minuten.
Zu neuen Momenten.

Ein neues Kapitel.

Mittwoch, 20. April 2011

Das Wichtigste

Meine Prüfungen sind nun vorbei. Endlich.
Jetzt ist die Zeit gekommen, um einmal tief durchzuatmen und all den Stress, die Arbeit und die Belastungen der vergangenen Wochen hinter sich zu lassen. 
Und zur Ruhe zu kommen. Das wünsche ich mir.

Ob ich es geschafft habe? Keine Ahnung.

Wisst ihr, ich werde es nie verstehen.

Ich werde nie verstehen, wie man seitenlang über eine Funktion diskutieren kann.
Ich werde nie verstehen, wie ich den Graphen richtig in das Koordinatensystem einzeichnen soll.

Ich werde nie verstehen, wozu Parabeln und Polynomdivisionen gut sind.
Ich werde nie verstehen, warum mich jede Aufgabe neu verwirrt.
Ich werde nie verstehen, wie ich den Zahlensalat in meinem Kopf entwirren kann.

Nein, die Mathematik und ich, wir werden uns nie verstehen.
Studenlang sass ich hinter meinen Büchern. Um hinterher doch wieder das Gefühl zu haben, rein gar nichts behalten und verstanden zu haben. 
Doch dafür habe ich etwas anderes verstanden. 


Ich habe verstanden, dass Versagen keine Schande ist. 
Nur die Furcht davor.

Ich habe verstanden, dass es nicht das Ende der Welt bedeutet, etwas nicht gut zu können.
Es könnte höchstes der Anfang für etwas Neues sein.


Ich habe verstanden, dass ich mit meinen Problemen und Sorgen nicht allein bin. 
Denn wir sind zusammen. Ein Team.


Ich habe verstanden, dass man gegen eigene Schwächen und Niederlagen kämpfen kann. 
Sie aber auch akzeptieren sollte.


Ich habe verstanden, dass es immer wieder neue Wege gibt.
Sollten sich vorgenommene Wege und Ziele als falsch erweisen.


Ich habe verstanden, dass mit Liebe und Geduld vieles möglich ist. 
Vielleicht auch alles.

Ich habe verstanden, dass die Menschen in meinem Leben für mich da sind.
Auch wenn's gerade stürmt.

Ich habe verstanden, dass Jammern, Schreien und Weinen keine Lösung sind.
Höchstens ein Ventil.

Ich habe verstanden, dass ich keine Angst haben muss. 
Weil sie mir die Sicht auf das Wesentliche versperrt.

Ich habe verstanden, dass man nur sein Bestes geben kann.
Aber nicht die Beste sein muss. 

Ich habe verstanden, dass die Dinge so kommen werden, wie sie kommen sollen.
Weil alles seinen Grund hat.

Ich habe verstanden, dass mathematische Funktionen nicht alles sind.
Weil ich Werte wie Zusammenhalt, Verständnis und Freundschaft erfahren habe.

Dienstag, 19. April 2011

Ich lächelte

Ich lächelte. 
Doch in Wirklichkeit 
spürte ich, dass das Ende naht.
Unaufhaltsam. 
Unweigerlich. 
Rollte es auf uns zu.

Ich lächelte.
Doch in Wirklichkeit 
wusste ich, dass ich gehen muss.
Heute Abend. 
Gleich. 
Sofort. 
Für immer.



Ich lächelte.
Doch in Wirklichkeit 
fühlte ich, dass alles zerbrochen ist.
Meine Geduld. 
Mein Vertrauen. 
Meine Liebe.

Ich lächelte.
Doch in Wirklichkeit 
kämpfte ich gegen die Tränen.
So salzig.
So bitter.
So ehrlich.

Ich musste gehen.
Ich hatte keine andere Wahl.
Und so schlug ich die Tür hinter mir zu 
und ging.
Für heute.
Für morgen.
Für immer.

Du hast mich im Stich gelassen
Einmal. Zweimal. Zu oft.
Und so gehe ich diesen Weg alleine weiter.

Ich lächelte.
Doch in Wirklichkeit 
brach es mir das Herz.

Montag, 4. April 2011

Vergessen

Heute wirst du sehen, wie die Sonne aufgeht.
Und mit ihr deine Zuversicht. 
Die Hoffnung wärmt dein Herz.
Und alles ist vergessen. 

Heute wirst du hören, wie die Vögel singen.
Und mit ihnen deine Fröhlichkeit.
Eine süsse Melodie in deinem Herzen. 
Und alles ist vergessen.

Heute wirst du riechen, wie die Blumen duften.
Und mit ihnen blühen deine Träume auf.
Längst vergessene Sehnsüchte erwachen in voller Kraft.
Und alles ist vergessen.


Heute wirst du spüren, wie die Nachtluft schmeckt.
Und mit ihr werdet ihr im Mondschein tanzen.
Deine Augen funkeln den Sternen entgegen in dieser klaren Nacht.
Und alles ist vergessen.


Heute wirst du fühlen, wie Gefühle tanzen.
Und mit ihnen schlägt dein Glück Purzelbäume.
Verliebtheit macht sich in deinem Herzen breit.
Und alles ist vergessen.

Das Glück hat dich überrascht. Es hat dich überrollt. Wie ein kräftiger Windstoß trat es in dein Leben und wirbelte alles durcheinander. 


Doch die Vergangenheit holt dich ein. Sie nagt noch immer an deinem Herzen. Mit einer gewaltigen Wucht, meldet sie sich zurück. Dunkel und kalt winkt sie dir zu und stößt zurück in deine Gegenwart.


Du willst es verhindern. Du willst es so sehr.
Doch du kannst nichts tun.


Du kannst nur dabei zuschauen, wie die Sonne untergeht.
Und mit ihr deine Zuversicht.
Du kannst nur lauschen, wie die Vögel verstummen.
Und mit ihnen deine Fröhlichkeit.
Du kannst nur riechen, wie die Blumen verwelken,
und mit ihnen deine Träume.
Du kannst nur vermuten, wie die Nachtluft schmeckt.
Und mit ihr die Sterne am Himmel verglühen.
Du kannst nur noch davon träumen, wie Gefühle tanzen.
Und mit ihnen dein Herz.



Und während du durch die kühle Nacht läufst,
vermischt sich der Regen mit deinen Tränen.
Erinnerungen werden wach.
Alte Gefühle wieder lebendig.
Längst vergangene Tage werden zu deiner Gegenwart.

Und in diesem Moment spürst du ganz genau:
ER war nie vergessen.
Deine Liebe war nie vergessen.
Eure Leidenschaft war nie vergessen.
Deine Sehnsucht war nie vergessen. 
Dein Schmerz war nie vergessen.
Nichts war vergessen.
Nichts ist vergessen.
Niemals.